Die Vollgeld-Initiative:
sechs Fragen, sechs Antworten

1. “Was ist Vollgeld?"

Vollgeld ist Schweizer Franken der Nationalbank.
Heute sind nur Münzen und Banknoten gesetzliches Zahlungsmittel. Diese machen aber nur 10 Prozent der umlaufenden Geldmenge aus. Zirka 90 Prozent sind elektronisches Geld (Buchgeld), das die Banken per Knopfdruck selber schaffen, um damit ihre Geschäfte (u.a. Kredite, Immobilien, Aktien) zu finanzieren. Die meisten Leute glauben, die Guthaben auf einem Bankkonto seien echtes Geld. Ein Trugschluss! Ein Konto ist bloss eine Forderung des Kunden an die Bank, ihm Bargeld auszuzahlen, selbst aber nicht echtes Geld. Mit der Vollgeld-Initiative wird das elektronische Geld auf unseren Bankkonten zu gesetzlichem Zahlungsmittel, echtes Geld, Vollgeld eben.
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2. “Was will die Vollgeld-Initiative?“

Schweizer Franken zu 100% von der Nationalbank!
Die Vollgeld-Initiative will genau das, wovon viele denken, dass es schon so ist, nämlich: Allein die Nationalbank stellt künftig unser Geld her, auch das elektronische Geld. Das entspricht der ursprünglichen Intention der Bundesverfassung (ab 1891 Art. 36, heute Art. 99: „Das Geld- und Währungswesen ist Sache des Bundes“). Hinter der Initiative steht der überparteiliche Verein Monetäre Modernisierung (MoMo) und ein wissenschaftlicher Beirat. Den Initiativtext finden Sie hier.
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3. "Was sind die wesentlichen Vorteile des Vollgeldes?"

Sichere Konten und mehr Finanzstabilität.
Das Vollgeld auf Zahlungskonten ist so sicher wie Bargeld im Tresor, denn es ist echtes Geld der Nationalbank. Bankenpleiten können ihm nichts anhaben. Finanzblasen können besser verhindert werden, weil die Banken kein eigenes Geld mehr schaffen können. Die Spielregeln für Banken und Unternehmen sowie Gross- und Kleinbanken werden für alle wieder dieselben. Der Staat muss Banken nicht mehr mit Steuermilliarden retten (too big to fail), um den Zahlungsverkehr aufrecht zu erhalten. Der Steuerzahler und die Realwirtschaft werden entlastet, denn die Nationalbank kann Milliarden zusätzlicher Geldherstellungserlöse an Bund, Kantone oder als Bürgerdividende an die Bevölkerung auszahlen. Die Finanzbranche steht wieder im Dienst der Menschen - nicht umgekehrt. Das Geldsystem wird wieder verständlich.
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4. "Was bedeutet Vollgeld für die Banken?"

Das traditionelle Bankgeschäft wird gefördert.
Banken machen mit Vollgeld das, was sie schon immer getan haben: Kredite vergeben, den Zahlungsverkehr abwickeln und Vermögen verwalten. Der Unterschied: sie dürfen kein elektronisches Buchgeld mehr herstellen. Somit können die Banken nur noch mit Geld arbeiten, das ihnen von Sparern, anderen Banken oder von der Nationalbank zufliesst oder das sie selber besitzen. Damit haben sie keinen unfairen Vorteil mehr, sondern werden allen anderen Marktteilnehmer - die alle kein Geld herstellen können - gleichgestellt.
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5. "Was bedeutet Vollgeld für die Bankkunden?"

Das Geld auf dem Konto wird so sicher wie Bargeld.
Banken verwalteten bisherige Zahlungskonten zukünftig wie Wertschriften-Depots. Das Geld gehört dann den Kontobesitzern und geht nicht verloren, falls eine Bank in Schieflage gerät. Allerdings wird es (wie Bargeld) nicht verzinst. Wer gerne Zins statt krisensicheres Geld möchte, kann der Bank nach wie vor sein Geld über ein Sparkonto zur Verfügung stellen.
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6. "Wer verliert? Wer gewinnt?"

Banken verlieren nichts, Bürger und Staat erhalten bislang ungenutzte Geldschöpfungserlöse.
Von 2007 bis 2014 haben Schweizer Banken 34,8 Milliarden Franken verborgene Subventionen erhalten, weil sie selber elektronisches Geld herstellten, so eine internationale Studie der Copenhagen Business School und der New Economics Foundation.* Von diesen versteckten Subventionen profitierten vor allem die Grossbanken, kaum jedoch die Raiffeisen- und Regionalbanken.
Aber seit einigen Jahren gibt es diesen finanziellen Vorteil nicht mehr, denn ob Banken kostenlos selbst Geld schaffen oder zu Null Prozent Zins von der Nationalbank leihen, macht für sie keinen Unterschied. Der Zeitpunkt für eine Umstellung auf Vollgeld ist also günstig. Die Banken verlieren nichts.
Die Banken können auch mit Vollgeld rentabel arbeiten. Das zeigt die PostFinance, die heute schon ähnlich wie eine Vollgeld-Bank arbeitet, da sie durch Kreditvergaben kein Geld erzeugen kann. Auch Versicherungen und andere Finanzunternehmen arbeiten rentabel, ohne selbst Geld herzustellen.
Gewinner sind die Bürgerinnen und Bürger, der Bund und die Kantone. Denn die Nationalbank kann neues Geld an diese auszahlen. Das könnten pro Jahr insgesamt mehrere Milliarden oder mehrere hundert Franken pro Kopf sein. Einen rechtlichen Anspruch darauf gibt es aber nicht.

* neweconomics.org/2017/01/making-money-making-money
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