Kritische Würdigung der Goldinitiative

Im November 2014 kommt die Initiative „Rettet unser Schweizer Gold“ zur Abstimmung. Mit dieser Initiative wird verlangt, dass die Nationalbank mindestens 20 % ihrer Aktiven in Gold halten muss und dieses Gold physisch in der Schweiz aufzubewahren sei. Der Verein Monetäre Modernisierung (MoMo), der seinerseits die „Vollgeld-Initiative“ lanciert hat, hält die Goldinitiative aus verschiedenen Gründen für nicht zielführend. Eine Einschränkung der Handlungsfähigkeit der SNB ist unerwünscht.

Eine Vollgeld-Initiative ist jedoch mit oder ohne Goldinitiative umsetzbar und wirkungsvoll und bleibt dringlich.

Beiden Initiativen ist gemeinsam, dass sie das Finanzsystem sicherer und den Schweizer Franken wertstabiler machen wollen. Die Goldinitiative behandelt ein nebensächliches Problem und die Gründe für die Unzulänglichkeit eines Goldstandards sind in der Praxis der Geld- und Währungspolitik offensichtlich: Einerseits führen die weltweit begrenzten und in Schweizer Boden nur marginal vorhandenen Goldmengen zu einer rigiden und nicht auf die Bedürfnisse der Wirtschaft ausgerichteten Begrenzung der Geldmenge. Die Erweiterung der Schweizer Geldmenge ist nur möglich, wenn zuvor Gold aus dem Ausland gekauft wird. Anderseits unterliegt der Goldpreis grossen Schwankungen, weshalb eine Golddeckung nur schlecht zur Stabilisierung einer Währung taugt. Auch stellt sich die Frage, warum gerade eine teilweise Golddeckung von 20 Prozent ausreichend sein soll, um die Sicherheit und Stabilität des Schweizer Frankens zu gewährleisten. Zudem bezieht sich die 20-prozentige Golddeckung nur auf die Aktiven der Nationalbank, die ein viel kleineres Volumen haben als das von den Geschäftsbanken geschaffene Buchgeld. Weil all unser Geld auf den Bankkonten nur solches Buchgeld ist, würde eine Golddeckung bei der Nationalbank kaum zusätzliche Sicherheit für die Kunden der Geschäftsbanken bringen.

Beiden Initiativen gemeinsam ist die Überzeugung, dass die Entwicklung der Geldmenge an einen verlässlichen Anker gebunden sein muss. Dieser Anker kann aber nicht in einer teils durch internationale Spekulation bewerteten Goldmenge bestehen, sondern vielmehr in einem klaren, gesetzlichen Auftrag an eine unabhängige Nationalbank. Dieser Auftrag besteht mit der Verpflichtung zur Preisstabilität unter Berücksichtigung der konjunkturellen Entwicklung im Wesentlichen bereits heute. Die Nationalbank verfügt aber nach Auffassung der Vollgeld-Initianten mittlerweile nur noch über mangelhafte Instrumente, dieses Ziel auch zu erreichen. Denn es ist offensichtlich, dass im heutigen System, in welchem rund 90 Prozent des umlaufenden Geldes vom privaten Bankensystem geschaffen wird, die Nationalbank die Geldmenge nicht steuern kann. Um der Nationalbank dies wieder zu ermöglichen, will die Vollgeld-Initiative die Hoheit zur Schaffung von neuem Geld allein an die Nationalbank übertragen.

Mit Annahme der Goldinitiative würde sich am heutigen nicht demokratisch legitimierten Privileg der expansiven Banken-Geldschöpfung nichts ändern. Die Goldinitiative wäre geldpolitisch ein Rückschritt, welcher im Wesentlichen auf dem Mythos des Goldes beruht. Die Währungsgeschichte zeigt, dass der Goldstandard die Sicherheit des Geldes nicht gewährleisten konnte. In der Zwischenkriegszeit hat die Goldbindung ins wirtschaftliche Verderben geführt und auch Bretton Woods – mit einer indirekten Goldbindung über den Dollar – scheiterte Mitte der 70er Jahre. Aus all diesen Gründen sieht der Verein Monetäre Modernisierung die Goldinitiative als ungeeignete Massnahme für ein stabiles und sicheres Geld.

(Stand 4.November 2014, beschlossen vom Vorstand des Vereines Monetäre Modernisierung)